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Laurenz Möseler

Domaine Pierre Gerbais, Côte des Bar


Ist Champagne gleich Champagne? Warum verweist Aurélien Gerbais bei den Weinen seiner Familie auf einen burgundischen Einfluss? Eine Inspiration? Viel mehr als das!


© Michel Joly


Domaine Gerbais liegt in Celles-sur-Ource, einer Gemeinde an der Côte des Bar, der südlichsten Region der Champagne, die für viele noch ein bissl unterm Radar fliegt, jedoch mehr und mehr große Winzertalente zeigt - besonders im biodyn+ Bereich!


Die Côte des Bar wurde früher eher mit dem Burgund assoziiert. Kaum wunderlich, wenn man sich eine Karte ansieht, merkt man: Die Entfernung zum Rest der Champagne gleicht der zur burgundischen Côte de Nuits. Tatsächlich grenzt die Côte des Bar direkt an das Châtillonais, einem nördlichen Ausläufer Burgunds, östlich dem Chablis, bekannt für die Produktion von kalkdominierten Crémant de Bourgogne. Die von Grund auf unterschiedliche Bodenkomposition der Gegend prägt auch die Weingärten des Hauses Gerbais. Wenn Aurélien selbst von den Kimmeridge-Era-Kalkböden der Gegend spricht, fallen auch die Vergleiche "Chablis" und "Sancerre".


©Michel Joly


Diesem Muster folgend werden die verschiedenen Parzellen der Domaine nach burgundischem Vorbild seperat vinifiziert. Mit 18 Hektar auf teils von Lehm geprägten, teils sehr kargen Kalkböden arbeitet die Domaine seit den 1990er Jahren biologisch zertifiziert. Hier findet man alte Reben von Chardonnay, Pinot Noir und Meunier, sowie einem weiteren Merkmal Gerbais': dem Pinot Blanc, welcher nur zu 80 Hektar in der Champagne vertreten ist und hier, mit einem uralten Weingarten aus dem Jahr 1904 eine Hauptrolle spielt.


Nachwuchs-Vigneron Aurélien ist, wie sein Vater Pascal, Verfechter der Puristik. Alle Weine werden in Edelstahltanks vergoren, sowie ungeschönt und unfiltriert abgefüllt. Im Keller wird aktiv und zukunftsorientiert experimentiert, von Gärung in Holzfässern bis zur Spontangärung. Seit 2011 gibt es ein Solera-System für Reserven aus jeder Lage, diese sind also alle Non Vintage, zirka 50% Reserve. Auch Schwefelbeigabe wird auf ein Minimum reduziert. Die Domaine ist klar von Prinzipien der Naturweinbewegung inspiriert, im Stil allerdings zeitlos und voll dem Terroir hingegeben.


©Michaël Boudot


Mit den neuen Jahrgängen wurde der Fokus von einer rebsortenorientierten Cuveétierung auf 100% Lage gelenkt. Diese Lagenabfüllungen sind nun allerdings auch reinsortig. Ultra pure. ;)

Fünf individuelle Lieux-dits aus Celles-sur-Ource bilden hier den Kern, die Etiketten der Weine zeigen verspielte Zeichnungen der jeweiligen Lage.


La Loge. Blanc de Blanc. Pinot Blanc, Cépage Oublié. Ein Stück Champagne-Geschichte mit burgundischem Flair.


Beauregard. Rosé de Saignée. 100% blutrot mazerierter Pinot Noir, ohne Stillweinbeigabe.


Les Grandes Côtes. Blanc de Noir. Pinot Noir in weißem Gewand.


Champ Viole. Blanc de Blanc. Chardonnay. Schlank und salin.


Bochot. Blanc de Noir. 100% Pinot Meunier, eine weitere Rarität. Die Reserve geht hier nur bis 2016 zurück, weil der Weingarten erst 2010 in selection massale bepflanzt wurde.


Wer sich noch nicht entscheiden will, startet bei der Basislinie Grains de Celles. Hier füllen Gerbais einen Blanc de Blanc und einen Rosé ab, beides sind Assemblagen aus Pinot Noir (50%), Chardonnay und Pinot Blanc (jeweils 25%) verschiedener Weingärten. 30 Monate auf der Hefe. Extra Brut, wie alles andere auch.


Nase voll von Schaumwein? Gerbais vinfizieren auch Stillweine im Rahmen der Apellation Coteaux Champenois. Rebsorten und Lagen wechseln hier gerne mal. Momentan gibt's Chardonnay und Pinot Noir, natürlich aus dem Stahl. Stilistisch irgendwo zwischen Champagne und Chablis.


Abschließend noch ein Geheimtipp... Mit der Cuvée Experimentale tobt sich Aurélien jedes Jahr ein bisschen aus. Momentan gibt es hier einen Pinot Blanc mit 50% Maischekontakt über Nacht. Das Ergebnis ist ein Unikat mit Wahnsinnsstruktur und floralem, würzigem Touch. SO fein. Blindtasting-Endgegner...


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